

Christoph Eschenbach
Christoph Eschenbach ist ein Phänomen in der obersten Liga der internationalen Dirigenten. Weltweit gefeiert sowohl als Dirigent wie auch als Pianist, steht er fest in der europäischen intellektuellen Musiktradition, verbindet diese jedoch mit einer seltenen emotionalen Intensität – eine Kombination, die seine Interpretationen bei Konzertpublikum rund um den Globus unvergesslich macht. Bekannt für die Weite seines Repertoires und die Tiefe seiner Interpretationen, hat er mit zahlreichen führenden Orchestern zusammengearbeitet und höchste musikalische Auszeichnungen erhalten.
Um zu verstehen, wie sich eine derart charismatische Künstlerpersönlichkeit entwickeln konnte, lohnt sich der Blick auf seine frühen Jahre: 1940 im Herzen des kriegsgebeutelten Europas geboren, war seine Kindheit von schweren persönlichen Schicksalsschlägen geprägt. Es darf mit Recht gesagt werden, dass die Musik sein Rettungsanker war; sein Leben nahm eine neue Wendung, als er das Klavierspiel entdeckte. Heute, mit über 80 Jahren, ist seine künstlerische Neugier ungebrochen. Er arbeitet weiterhin mit den besten Orchestern der Welt und ist zudem als unermüdlicher Förderer junger Talente bekannt – eine Leidenschaft, die er über seine eigene Karriere stellt. Die Energie und der Antrieb junger Menschen – «diese hundertprozentigen Künstler», wie er sie nennt – berühren ihn tief. Es ist ihm ein persönliches Anliegen, die Fackel an die nächste Generation weiterzugeben. Zu seinen bedeutendsten Entdeckungen zählen der Pianist Lang Lang, die Violinistin Julia Fischer sowie die Cellisten Leonard Elschenbroich und Daniel Müller-Schott. Als künstlerischer Berater und Dozent an der renommierten Kronberg Academy begleitet er junge Geiger:innen, Cellist:innen und Bratschist:innen auf ihrem Weg zur internationalen Solokarriere.
Christoph Eschenbach – Ein Überblick über seine Laufbahn
Christoph Eschenbach wurde am 20. Februar 1940 im damals vom Deutschen Reich besetzten Breslau geboren. Als Kriegswaise wuchs er in Schleswig-Holstein und Aachen bei der Pianistin Wallydore Eschenbach, einer Cousine seiner Mutter, auf. Ihr Unterricht legte das Fundament für seine spätere Musikerkarriere. Nach dem Klavierstudium bei Eliza Hansen und Dirigierunterricht bei Wilhelm Brückner-Rüggeberg gewann er bedeutende Klavierwettbewerbe, darunter den Internationalen ARD-Wettbewerb in München (1962) und den Concours Clara Haskil (1965) – die ihm zu internationaler Bekanntheit verhalfen.
Unterstützt von Mentoren wie George Szell und Herbert von Karajan verlagerte sich Eschenbachs Fokus zunehmend auf das Dirigieren. Er war Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Tonhalle-Orchesters Zürich (1982–1986), Musikdirektor des Houston Symphony (1988–1999), Künstlerischer Leiter des Schleswig-Holstein Musik Festivals (1999–2002), Musikdirektor des NDR Sinfonieorchesters (1998–2004), des Philadelphia Orchestra (2003–2008) sowie des Orchestre de Paris (2000–2010). Von 2010 bis 2017 war er Musikdirektor des National Symphony Orchestra in Washington. Zwischen 2019 und 2023 leitete er das Konzerthausorchester Berlin. Ab September 2024 übernimmt er die künstlerische Leitung des NFM Wrocław Philharmonic in der heute polnischen Stadt seiner Geburt.
Neben seinen festen Engagements misst Eschenbach seinen zahlreichen Gastdirigaten grosse Bedeutung bei. Er arbeitete unter anderem mit den Wiener und Berliner Philharmonikern, dem Chicago Symphony Orchestra, der Staatskapelle Dresden, der Scala in Mailand, dem London Philharmonic Orchestra sowie dem NHK Symphony Orchestra in Tokio zusammen.
Über sieben Jahrzehnte hinweg hat Christoph Eschenbach sowohl als Dirigent wie auch als Pianist eine eindrucksvolle Diskografie mit über 100 Aufnahmen aufgebaut, mit einem Repertoire, das von J. S. Bach bis zur zeitgenössischen Musik reicht. Viele dieser Aufnahmen gelten als Referenzwerke und wurden vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik, dem MIDEM Classical Award sowie einem Grammy Award.
Christoph Eschenbach wurde mit dem Chevalier de la Légion d’Honneur sowie dem Commandeur des Arts et des Lettres ausgezeichnet. Er erhielt das deutsche Bundesverdienstkreuz und den Leonard Bernstein Award. 2015 wurde ihm der Ernst von Siemens Musikpreis verliehen – auch bekannt als «der Nobelpreis der Musik» – für seine Verdienste als Dirigent und Pianist.