Die Kantonsschule Alpenquai im Rezital von Rudolf Buchbinder

Ein Höhepunkt auf dem Weg der langjährigen Zusammenarbeit von Kantonsschule und Sinfonieorchester

Zum Eröffnungskonzert des Klavierfestivals «Le Piano symphonique» mit Rudolf Buchbinder im KKL Luzern lud Intendant Numa Bischof Ullmann rund 180 Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Alpenquai ein.

Bereits einige Male nahmen Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Alpenquai die wenigen hundert Meter am Seeufer entlang unter die Füsse, um ein Konzert oder eine Probe des Luzerner Sinfonieorchesters im KKL Luzern zu hören. Dieses Mal gelang, gemeinsam erarbeitet von der Schulleitung und dem Team Musikvermittlung und mitgestaltet durch Schülerinnen und Schüler, ein Konzertbesuch, der nicht so schnell vergessen gehen wird.

Die Begegnung begann bereits eine Woche vor dem Konzertabend: In einem Kick-off in der Aula am Alpenquai spielte der junge Pianist Nick Hug für seine Kolleginnen und Kollegen einige der Variationen über «Ah vous dirais-je, Maman». Als Überraschung begrüsste daraufhin von der Leinwand Rudolf Buchbinder persönlich: In einer Video-Botschaft an die Schülerinnen und Schüler schaut er zurück auf seinen ersten Auftritt in Luzern (unten zum Nachschauen!).

Nach diesem Startschuss beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit mehreren Fragestellungen rund um das klassische Konzert und nahmen an einem Schreibwettbewerb teil. Wie sähe zum Beispiel Ihre Vision von einem Konzertbesuch in dreissig Jahren aus? Lesen Sie unten die Antworten der Gewinnerinnen.

Am Konzertabend selbst durften die jungen Erwachsenen im Probesaal des KKL Luzern eine kurzweilige Konzerteinführung mit Johanna Ludwig, Musikvermittlung und Joachim Müller-Crépon, Cellist des Luzerner Sinfonieorchesters, geniessen. Kleine und grössere Geheimnisse rund um das Programm und das Konzertritual wurden gelüftet: Wie viele Textversionen gibt es über die Melodie von «Ah vous dirais-je, Maman»? Wie klatschte man im alten Rom? Wie oft wird im heutigen Rezital applaudiert werden? Wer die richtige Antwort wusste – und die Schülerinnen und Schüler waren bestens informiert! – wird wohl oder übel wiederkommen müssen, denn zu gewinnen gab es neben Shoppern und Kaffeebechern auch Tickets für die nächsten Konzerte des Luzerner Sinfonieorchesters.

Zum Schluss teilten Lorena Bobeck und Fiona Rölli die kreativen und persönlichen Texte, mit denen sie und Anouk Zeier den Schreibwettbewerb für sich entschieden hatten. Dann verliessen alle den Backstage-Bereich des KKL Luzern durch die Mitarbeiterschleuse auf die Gangway im Besuchertrakt, mischten sich unter das restliche Publikum und tauchten in die Festivalatmosphäre ein.

Wir freuen uns auf nächstes Jahr!

 

Die Gewinnertexte des Schreibwettbewerbs:

Thema 1 – Konzertritual

Wie stelle ich mir einen Klavierabend im KKL Luzern in dreissig Jahren vor? Was ist gleich, was ist anders? Gibt es einen Klavierabend im KKL in dreissig Jahren überhaupt noch?

Fiona Rölli, Klasse G20d

Ich mache den Schritt durch die rosarot pulsierenden Efeuranken und betrete somit das KKL seit dreissig Jahren das erste Mal wieder. Ich erinnere mich noch genau an diesen Tag, den siebten Februar 2023. Damals bin ich gemütlich in der Masse von Leuten gesessen und habe die Musik auf mich wirken lassen. Der österreichische Pianist Rudolf Buchbinder hat gerade voller Leidenschaft Beethovens Appassionata gespielt, als alle Türen zerborsten und verschiedenste riesige Pflanzen etwa im Schritttempo hereingewachsen sind. Später habe ich erfahren, dass dies kein Einzelfall gewesen war. Auf der ganzen Welt hat an diesem Abend die Natur Konzerthäuser erobert, ob dies nun an der Appassionata gelegen hat, bleibt bis heute ungeklärt. Um mich von meinem Déjà-vu zu befreien, mache ich mich auf den Weg zum Konzertsaal. Die Wände sind von verschiedensten Kletterpflanzen überwachsen, das Treppengeländer wird von Efeu umrankt und in der Luft liegt der Geruch von Frühling. Während dem Konzert sehe ich, wie in den venenartigen Strängen der überall vorhandenen Pflanzen ein Licht im Rhythmus der Musik pulsiert. Ich bereue, dass ich diesen magischen Ort für so lang gemieden habe und beschliesse von nun an häufiger hier von meinem Alltag zu entfliehen.

Anouk Zeier, Klasse G20d

Ich schliesse meine Augen. Die Musik ist noch dieselbe wie vor dreissig Jahren und auch das Gefühl, das sie bei mir auslöst. Bei jedem Anschlag der Tasten wippe ich leicht mit meinem Kopf mit, verschwinde vollkommen in der Dunkelheit, während dem meine Euphorie im Einklang mit der Musik langsam ihren Höhepunkt erreicht. Wie wundervoll Kunst doch ist, denke ich, auch in der heutigen Zeit, in der Flüge nach Barcelona 5 Minuten dauern und Hotels auf dem Mond stehen, der einfachste Weg an magische Orte zu reisen. Ich sehe den Konzertsaal vor mir, riesengross und majestätisch und den Pianisten im Scheinwerferlicht, umgeben von einem Publikum in eleganten Kleidern. Ihre Augen leuchten, weil sie alle wissen, dass das heute etwas Besonderes ist und ich hoffe, dass dieser Moment für immer anhält. Natürlich tut er das nicht. Als die Musik langsam verklingt, kehre ich allmählich in die Realität zurück und der tosende Applaus wird von einem lauten Klingeln übertönt. Meine Zeit ist um. Ich öffne meine Augen und alles ist anders, nur die Dunkelheit ist die gleiche. Derselbe Mann wie jede Woche öffnet die Tür zur Aussenwelt und lächelt mir mitleidig zu, als ich ihm seine zwanzig Franken zustecke. Nachdem hochintelligente Computer begannen, selbst Meisterwerke zu komponieren, wurde es angenehmer, diese zu Hause zu hören, und als jede Woche etwas Neueres und Besseres herauskam, verloren die Leute langsam das Interesse an der Kunst. Nichts war mehr «besonders» und vom KKL blieb nur eine winzige Musikkapsel übrig, für alte Käuze wie mich mit ihren Erinnerungen und Musikern aus alter Zeit, die nicht loslassen können.

Thema 2 – Motivation Konzert

Warum habe ich mich für den Besuch dieses Konzerts entschieden?

Lorena Bobeck, Klasse T20a

Warum gehe ich ins Klavierkonzert? Die Antwort ist eigentlich denkbar einfach: um ein schönes Klavierkonzert zu hören! Ganz so glasklar ist das aber doch nicht … Musik umgibt uns überall. Musik ist im Netz raum- und zeitlos und prasselt unaufhörlich auf uns hinab. Warum also noch den Weg ins Konzerthaus KKL um das Klavierkonzert «Le piano symphonique» anzuhören?
Bei einem (Klavier)Konzert teilen sich Menschen ein musikalisches Klangerlebnis. Hierbei erleben sie dann eine Sehnsucht nach Livemusik in seiner schönsten Form.
Die Klaviermusik wird irgendwie greifbarer, wenn man dem Klavierspieler in echt zusieht. Die Schönheit und Wucht von kraftvoller und bezaubernder Klaviermusik haben immer auch etwas Körperliches und Überwältigendes. Da kann ich die Musikanlage zuhause noch so laut aufdrehen.
Als aktive Musikerin ist es immer etwas ganz Besonderes, die Musik mal von «der anderen Seite», vom Publikum aus, zu hören und zu geniessen! Hier gibt es immer wieder die Möglichkeit, so ganz nebenbei, wichtige Dinge aus der Praxis zu lernen, die sonst kaum beigebracht werden könnten. Ich kann es kaum erwarten, den wunderbaren Klängen zuzuhören!

Johanna Ludwig und Joachim Müller-Crépon im Probesaal des KKL Luzern.

Einblicke in die Konzerteinführung mit den Schülerinnen und Schülern.

Intendant Numa Bischof Ullmann und eine Schülerin mit dem Prorektor der Kantonsschule Alpenquai, Stefan Graber (Mitte)..

Vortrag der Gewinnertexte aus dem Schreibwettbewerb.

Spass ...

... und Spannung

  • Principal Sponsor
  • Residenzsponsoren
  • Hauptsponsoren
  • Co-Sponsoren
  • Partner