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Kammermusik-Matinée 1

Vergangen
So, 17. November 2024 | 11:15 UhrMarianischer Saal, Luzern
Komponisten & Werke
  • Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)

    • Streichquartett Nr. 6 f-Moll op. 80 (1847)

  • Béla Bartók (1881–1945)

    • Streichquartett Nr. 6 (1939)

Kammermusik spielte im Hause Mendelssohn stets eine wichtige Rolle. Und das von allem Anfang an: Bereits der siebenjährige Felix wurde vom Pariser Geiger Pierre Baillot im Ensemblespiel ausgebildet, und zu Mendelssohns frühesten Kompositionen zählen mehrere Stücke für Geige und Klavier sowie eine Reihe schulmässiger Fugen, die unter der Aufsicht seines Berliner Kompositionslehrers Carl Friedrich Zelter entstanden. Gut ein Vierteljahrhundert später ‒ in seinem letzten Lebensjahr 1847 ‒ unternahm Mendelssohn eine vierte Reise in die Schweiz, wo er im Gedenken an den tragischen Verlust seiner Schwester Fanny Hensel ein letztes, stürmisches Streichquartett ‒ sein sechstes ‒ zu skizzieren begann. Vollendet wurde es nach seiner Rückkehr nach Leipzig, veröffentlicht aber erst nach Mendelssohns Tod im Jahr 1850.

Es ist ein zutiefst autobiografisches Werk, denn nur wenige Monate vor seinem eigenen Lebensende gab Felix hier seinem tief empfundenen Schmerz über den Tod seiner Schwester Fanny beredten Ausdruck. Immer wieder werden die Strukturen der Musik durch stilistische Brüche zerrissen ‒ durch erregte Tremolos sowie durch Unterbrechungen und Sprünge im ersten Satz, durch das makabre Scherzo des zweiten Satzes, der ohne Einleitung gleich mit befremdenden Synkopierungen beginnt, durch die eindringliche Lyrik im langsamen Satz wie auch durch die dissonante Energie im Finalsatz.

Mit keiner musikalischen Gattung hat sich Béla Bartók derart häufig und intensiv beschäftigt wie mit dem Streichquartett. Die sechs Werke, die er zwischen 1908 und 1939 schuf, zählen nicht nur zu den Höhepunkten in seinem OEuvre, sondern überhaupt zu den wichtigsten Beiträgen zu dieser Gattung im 20. Jahrhundert. Noch in seinem Todesjahr 1945 notierte er erste Einfälle zu einem siebten Streichquartett, das er allerdings nicht mehr vollenden konnte. Das sechste Streichquartett entstand 1939 im Berner Oberland sowie in Budapest. Stilistisch markiert es den Beginn von Bartóks Spätwerk. Es ist sein letztes grosses Werk vor seiner Emigration, und überraschenderweise kehrt der Komponist hier zur traditionellen Viersätzigkeit zurück. Dazu passt, dass sich dieses Streichquartett einer eher traditionellen Musiksprache bedient und vermehrt wieder tonale Bezüge aufweist. Die drei ersten Sätze werden mit einer «Mesto»-Einleitung eröffnet, wobei die Anzahl der Stimmen jeweils erweitert wird. Im ersten Satz wird sie von der Bratsche allein vorgetragen, im zweiten vom Cello, das von einer Stimme der anderen Instrumente kontrapunktiert wird. Im dritten Satz erscheint es dann dreistimmig, bis sich im Finalsatz ‒ dem Zielpunkt des ganzen Streichquartetts ‒ die eigentliche musikalische Substanz präsentiert. Der resignative Tonfall des Quartetts lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass es sich hier um ein Werk des Abschieds handelt. Es sind leise und melancholische Klänge, mit denen sich Bartók von der Alten Welt verabschiedet.

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