Mit sechs kapitalen Werken von Franz Liszt huldigt das Klavierfestival «Le Piano Symphonique» dem wohl bedeutendsten Klaviervirtuosen des 19. Jahrhundert.
Angesagt ist eine einzigartige «Lisztomania» (so der Titel eines Liszt-Films von Ken Russell) mit den beiden Klavierkonzerten Liszts (Mittwoch, 17. Januar und Samstag, 20. Januar) und seinem ebenfalls orchesterbegleiteten «Totentanz», dazu die grosse h-Moll-Sonate, die 12 Études d’exécution transcendente sowie die monumentale Orgelfantasie «Ad nos, ad salutarem undam».
Zudem lässt sich Liszt auch als ungemein einfühlsamer Arrangeur entdecken ‒ wenn er Lieder von Schubert oder populäre Opern-Highlights aus Wagner-Opern fürs Klavier einrichtet.
Mit von der Partie sind u.a. die jungen Weltklasse-Pianisten Yoav Levanon, Benjamin Grosvenor und Kit Armstrong.
Zweifellos einzigartige Konzerterlebnisse, sozusagen ein zirzensischer Akt nach dem anderen auf dem hohen Seil halsbrecherischer Klavierkunst.
Er wurde grenzenlos bewundert, angehimmelt, umschwärmt und fast wie ein Heiliger verehrt: Franz Liszt war unzweifelhaft das grösste Klaviergenie des romantischen 19. Jahrhunderts. Seine unerreichte Spieltechnik, die alles bislang für menschenmöglich Gehaltene weit überstieg, führte unweigerlich dazu, dass seine Auftritte sozusagen als ein «überirdisches» Ereignis gefeiert wurden. Selbst ein so gegensätzlich veranlagter Komponisten-Kollege wie Johannes Brahms, auch er ein gefeierter Klavierspieler, bewunderte den «Teufelspianisten» Liszt vorbehaltlos: «Wir haben alle nur ein paar Finger von seinen beiden Händen.» Was heisst: Im Vergleich zu Liszt kamen sich andere Pianisten wie fingeramputiert vor.
Franz Liszt hatte viele Gesichter. Ein teuflischer Tastenakrobat, oft in schwarzer Priester-Soutane auftretend, denn als 53-Jähriger empfing er die sogenannten niederen Weihen als Weltgeistlicher. Ein exhibitionistischer Trapezkünstler am Flügel, der nicht nur Frauenherzen höher schlagen liess, die aber ganz besonders, und das selbst dann, wenn er nicht am Flügel sass. Vom Instrument forderte er alles ‒ und oft auch zuviel: Es wurde berichtet, dass er an einem einzigen Klavierabend drei Flügel kaputtgespielt habe. Für das anwesende Publikum zweifellos ein ganz besonderes Fressen.
Vor allem seine beiden Klavierkonzerte sowie sein ebenfalls orchesterbegleiteter «Totentanz» gelten als Höhepunkte der romantisch-virtuosen Konzertgattung. Allerdings haben sie mit den herkömmlichen Formen dieser Gattung nur oberflächlich noch etwas gemein: Statt den üblichen drei Sätzen schrieb Liszt je nur einen einzigen, jedoch vielfältig gegliederten Satz. Und im «Totentanz», einer Paraphrase über «Dies irae», reihte er fünf Variationen in ebenfalls durchkomponierter Form aneinander. Eine immense Herausforderung für jeden Solisten.
Umso beeindruckender, dass der erst 19-jährige Jungstar Yoav Levanon sich dieser Herausforderung stellt. Klavier spielt er, seit er drei Jahre alt ist. «Wir hatten zu Hause ein Klavier, und als neugieriges Kind habe ich es ausprobiert und mich sofort in den Klang verliebt.» Mit sechs spielte er bereits in der legendären Carnegie Hall. Einer, der in seiner noch jungen Karriere gleichsam mit Siebenmeilenstiefeln voranschritt, von einem Erfolg zum nächsten. «Im Laufe der Zeit ist meine Leidenschaft für die Musik immer stärker geworden.»
«Leidenschaft für die Musik» ist das eine, «und eine realistische Sichtweise des Lebens zu akzeptieren» das andere, sagt Yoav Levanon. «Erkennen, dass es Höhen und Tiefen gibt und sich nicht auf oberflächliche Dinge verlassen, um glücklich zu sein. Für das vollkommene Glück ist es wichtig, seiner Leidenschaft nachzugehen und etwas zu tun, das für einen selbst eine Bedeutung hat ‒ sich auf etwas hinzu zu bewegen, das einen wahren Zweck erfüllt. Ich liebe, was ich tue!»
Tickets und Infos um Liszt live zu erleben
Mittwoch, 17. Januar
KKL Luzern, Konzertsaal
Luzerner Sinfonieorchester
Michael Sanderling (Leitung)
Yoav Levanon (Klavier)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Es-Dur
Donnerstag, 18. Januar
Lukaskirche, Luzern
«Made in Switzerland»
Daniel Behle (Tenor)
Oliver Schnyder (Klavier)
Aus «Années de pèlerinagee», 1ère année, Suisse:
«Au Lac de Walenstadt»
«Vallée d’Obermann»
«Les Cloches de Genève»
Donnerstag, 18. Januar
KKL Luzern, Konzertsaal
Luzerner Sinfonieorchester
Michael Sanderling (Leitung)
Yoav Levanon (Klavier)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 A-Dur
Freitag, 19. Januar
Lukaskirche, Luzern
Hommage an Liszt
Benjamin Grosvenor (Klavier)
Sonate h-Moll
Freitag, 19. Januar
KKL Luzern, Konzertsaal
Orgelnachspiel
Kit Armstrong (Orgel)
Fantasie und Fuge über den Choral «Ad nos, ad salutarem undam»
Samstag, 20. Januar
Lukaskirche, Luzern
Transzendentale Etüden
Kit Armstrong (Klavier)
12 Études d’exécution transcendante
Samstag, 20. Januar
KKL Luzern, Konzertsaal
Luzerner Sinfonieorchester
Michael Sanderling (Leitung)
Yoav Levanon (Klavier)
Totentanz
Sonntag, 21. Januar
Schubert – Liszt – Wagner
Llŷr Williams (Klavier)
Franz Schubert (1797 ‒ 1828), arr. Franz Liszt (1811 ‒ 1886)
Lieder: «Das Wandern», «Der Müller und der Bach»,
«Liebesbotschaft», «Aufenthalt», «Ständchen», «In der Ferne»
«Auf dem Wasser zu singen» «Erlkönig», «Ave Maria»
Richard Wagner (1813 ‒ 1883), arr. Franz Liszt
Fantasie über Themen aus «Rienzi»
Spinnerlied aus «Der fliegende Holländer»
«O du mein holder Abendstern» aus «Tannhäuser»
Elsas Brautzug zum Münster aus «Lohengrin»
Liebestod aus «Tristan und Isolde»